Haller Straßennamen - was sie bedeuten und erzählen können
Bei vielen heutigen Straßennamen handelt es sich nicht um die ursprüngliche Bezeichnung.
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Wallpachgasse
Bis ins 19. Jh. war der Name
„Herrengasse“ üblich, was auf
die zahlreichen großen
Bürgerhäuser, die in dieser Gasse
von den „Herren“, aus dem
Bürgerstand in den Adel
aufgestiegene Familien, errichtet
worden waren. Tatsächlich sind
die Häuser hier größer als in
anderen Gassen. Nach einer der
hier ansässigen Familien wurde
die Gasse Ende des 16. Jh.
„Herren- oder Fiegergasse“
genannt. Im 19. Jh.
taucht manchmal der
Name „Absamer Gasse“
auf. Das am oberen Ende
der Gasse bestehende
Absamer Tor wurde 1838
abgebrochen. Der
heutige Name
„Wallpachgasse“ geht
auf ein Haller
Patriziergeschlecht zurück, das hier ein Haus besaß.
Waldaufstraße
Bis etwa 1900 war
der Name
„Pfaffengasse“
üblich. Da die
Gasse steil
aufwärts zur
Pfarrkirche führte,
wurde sie auch
„Pfaffenbichl“
genannt. Kirche
und Widum sowie
weitere der Kirche
gehörende Häuser
bildeten ein
kleines „kirchliches Viertel“.
Der heutige Name geht auf Ritter Florian
Waldauf zu Waldenstein zurück, ein
Zeitgenosse, Berater und Freund Kaiser
Maximilians I. Waldauf begründete die heute
noch bekannte „Waldaufstiftung“. Die damit
verbundene Predigerstelle in Hall war die am
zweitbesten dotierte im Habsburgerreich.
Unterer Stadtplatz
Die ursprüngliche Bezeichnung lautete „Unterer Platz“ und war
zumindest seit dem 15. Jh. in Gebrauch. Allerdings bezog sich
der Name nur auf die platzartige Erweiterung am östlichen Ende
der Schmied- und Salvatorgasse. Erst ab 1770, als die Landstraße
durch das Unterinntal über den Unteren Stadtplatz und nicht
mehr durch die eigentliche Altstadt und den Oberen Stadtplatz
führte, wurde der gesamte Bereich als Unterer Platz bezeichnet.
Damals erhielt die Stadtmauer im Westen das Theresientor
(erinnert an Maria Theresia) und im Osten das Kapellentor. Das
Ostende, wo sich einst das Stadtspital befand, trug auch die
Bezeichnung „Spitalsplatz“. Mit dem Abbruch beider Tore (1830
Kapellentor, 1840 Theresientor) und der Stadtmauer bekam der Untere Stadtplatz seinen heutigen, vor allem
gegen Westen offenen Charakter. Damals erhielten fast alle Häuser, die bisher zur Schmiedgasse orientiert
waren, Fenster zum Platz hin. Teilweise wurden auch Hauseingänge vom Platz her geschaffen. Hier fanden
auch die Wochenmärkte statt und vor allem im 19. Jh. bestanden zahlreiche Marktstände, so etwa die
Fischhütte. 1881 nahm man im Westen innerhalb einer kleinen Parkanlage einen Hochstrahlbrunnen in Betrieb.
Von 1891 bis 1974 gab es hier auch den Kopfbahnhof der Lokalbahn Innsbruck-Hall. Zu dieser Zeit trug der
Platz den Namen „Kaiser-Franz-Josef-Platz“, der aber 1940 wieder abgschafft wurde.
Schmiedtorgasse
1668 wird die Gasse als „Gasse, wo der Bach aus
der Schmiedgasse in den Porgraben fließt“
bezeichnet. Sie war usprünglich eine Sackgasse
ohne eigenen Namen. Die Häuser wurden der
Schmiedgasse zugerechnet. Erst 1801 erhielt sie
ein kleines Tor zum Unteren Stadtplatz hin, das
1831 abgerissen wurde. Im Volksmund hieß dieses
kleine Törl „Hexentörl“, weshalb manchmal auch
die Bezeichnung „Hexengasse“ im 19. Jh.
verwendet wurde.
Schmiedgasse
Wegen der vielen Schmiede, die
sich hier ansiedelten, hieß die
Gasse immer schon so.
Schlossergasse
Wegen der vielen
Schlosserbetriebe in
dieser Gasse war die
Bezeichnung immer
schon üblich. Sie
diente vor dem Bau
der neuen
Landstraße um 1770
über den Unteren
Stadtplatz als
Hauptverkehrsweg
zum Milser Tor in
Richtung Osten.
Manchmal taucht
auch die Bezeichnung „Landstraße“ oder „Alte
Landstraße auf“.
Schergentorgasse
Schon im Mittelalter hieß diese kleine
Verbindungsgasse „Schiffgasse“ oder
„Scheffgasse“, was sich noch ibs etwa 1900
hielt. Am Ende des Langen Grabens stand das
„Niedere Tor“, das auch als Gefängnis
verwendet wurde und „Eisentor“ (jemanden
in Eisen legen) bzw. „Schergentor“ genannt
wurde. Der Abriss erfolgte 1831. Der heutige
Name Schergentorgasse bezieht sich auf
dieses ehemalige Stadttor.
Die Schiffgasse war ursprünglich eine
Sackgasse und hatte keine Öffnung zum
Unteren Stadtplatz. Die Bezeichnung „im
Zaggl“ war üblich. Das mittelhochdeutsche
Wort „Zaggl“ bedeutet soviel wie
„Tierschwanz“ oder „Ende“, kann als im Sinne von „Sackgasse“ gesehen
werden. Als dann später ein Tor zum Unteren Stadtplatz ausgebrochen wurde,
blieb dieses aber meist versperrt. Zwischen der Schergentorgasse und dem
Kurzen Graben bestand einst eine schmale Verbindungsgasse.
Salvatorgasse
Die Häuser der Salvator- und Schmiedgasse bilden den ältesten Siedlungskern von
Hall. Schon in der 2. H. des 13. Jh. bestand hier eine Marktsiedlung mit der
Salvatorgasse als Hauptstraße, die bis etwa 1890 als „Marktgasse“ bezeichnet
wurde. Bis Ende des 18. Jh. führte die Hauptstraße von Westen durch das
Egelhausertor beim Ansitz Rainegg in die Marktgasse, dann weiter durch den
Langen Graben zum Oberen Stadtplatz, von dort durch die Schlossergasse nach
Osten zum Milsertor. Erst als um 1770 die neue Hauptstraße durch den Unteren
Stadtplatz verlief, verlor die Marktgasse als Hauptstraße ihre Bedeutung. In dieser
Gasse befanden sich die meisten Gasthäuser, hier wurden im Ballhaus die Waren
der durchziehenden Händler über Nacht gelagert bzw. zum Verkauf angeboten.
Seit von der Familie Kripp 1399/1400 die Salvatorkirche erbaut worden war,
erfolgte auch die Bezeichnung als „Unser-Herrn-Gasse“. Im Zusammenhang mit
dem Brand der Salvatorkirche 1871 und dem anschließenden Wiederaufbau wurde
die alte „Marktgasse“ nach 1890 in „Salvatorgasse“ umbenannt.
Rosengasse
Diese Bezeichnung
bestand schon im
Mittelalter. Daneben
hieß die Gasse auch
noch „Wiesergasse“
nach einer reichen
Bürgerfamilie, der das
Haus Rosengasse 3
gehörte. Seit dem 17.
Jh. taucht manchmal
die Bezeichnung
„Jesuitengasse“ auf,
was mit dem
Borgiashaus, dem zu
Beginn des 18. Jh.
errichteten
Knabenkonvikt (Rosengasse 8) des Jesuitengymnasiums,
zusammenhängt.
Pfarrplatz
Diese Bezeichnung bezieht sich auf den
Bereich des früheren Friedhofs. 1495
erfolgte einer Erweiterung des Friedhofs
auf einem Grundstück nördlich der
Waldaufstraße. 1840/41 wurde der
Friedhof weiter nach Norden bis zum
Widum ausgedehnt. Als 1898 der jetzige
Friedhof an der nördlichen Stadtgrenze
entstand, wurden beide Friedhöfe im
Altstadtbereich aufgelassen. Der
„Kirchhof“, wie die alte Bezeichnung
lautete, wurde zum Pfarrplatz.
Oberer Stadtplatz
Schon im Mittelalter
bestand diese
Bezeichnung,
fallweise auch
„Allgemeiner
Stadtplatz“. Früher
war es kein freier
Platz, sondern hier
standen zahlreiche
Holzhütten, in
denen die sogenannten „Fratschlerinnen“ ihre Lebensmittel
anboten. Dazu kamen noch die Marktstände der Bauersfrauen
aus den Dörfern der Umgebung. Somit handelte es sich um das
Versorgungszentrum der Stadt. Jeden Sonnabend mussten die
Fratschlerinnen den Platz reinigen.
Mustergasse
Früher war der Name
„Polstergasse“ bzw.
„Einkäuferstraße“
gebräuchlich. Beide
Namen sind jedoch
nicht schlüssig zu
erklären. Zumindest
seit dem 15. Jh.
kommt der Name
„Mustergasse“ vor.
Vermutlich soll hier
die Musterung von
Soldaten
stattgefunden haben.
Münzergasse
Der gesamte Bereich hieß im Mittelalter „auf
dem Wasen“. Die Bezeichnung „Landstraße“
weist darauf hin, dass früher durch die
Münzergasse und das Münzertor die
Landstraße zur Innbrücke und weiter über
Ampass, Aldrans, Lans, Patsch, Matrei am
Brenner zum Brennerpass und damit nach
Italien führte. Als 1567 die Münzprägestätte
vom Ansitz Sparberegg am Stiftsplatz in die
Burg Hasegg verlegt wurde, entstand die
Bezeichnung „Münzergasse“. Ganz kurz war
die Bezeichnung „Spiegelgasse“ üblich, als
das ehemalige Gasthaus „Zur Blauen Traube“
um 1850 in Gasthof „Zum Spiegel“
(Münzergasse 1) umgetauft wurde. Die Gasse führt zur Burg Hasegg.
Milser Straße
Jener Teil der Milserstraße,
der sich noch im
Stadtbereich befindet, war
usprünglich Teil der
Bachgasse (vgl.
Eugenstraße). Die
Fortsetzung außerhalb des
Stadtbereichs hieß im 14. Jh.
„Judengasse“. Im 15. und 16.
Jh. taucht die Bezeichnung
„Hertergasse“ auf. „Hert“ ist
eine alte Bezeichnung für
Getreide. Mit der Eröffnung
des Bezirkskrankenhauses
taufte man die Straße, die
im 17. und 18. Jh. auch
„Landstraße“ hieß, in
„Krankenhausgasse“ um.
Diese Bezeichnung hielt sich bis um 1950.
Hier stand das Milsertor, durch das die Landstraße in
Richtung Osten führte.
Marktgasse
Dieser Name bezog sich einst auf die
heutige Salvatorgasse, die bis Ende des
18. Jh. „Marktgasse“ hieß. Nachdem die
alte Marktgasse die Bezeichnung
Salvatorgasse erhielt, blieb die
Bezeichnung nur mehr für die
Querverbindung zwischen Schmied- und
Salvatorgasse. Diese heutige Marktgasse
trug früher keinen bestimmten Namen.
Im 16. Jh. taucht sie als „Zwerchgasse,
so in die Schmiedgasse geht“ auf.
Lendgasse
Der Name besagt, dass diese Gasse zur
Unteren Lend führt, wo sich der einstige
Hafen für die Innschifffahrt befand. Im 14.
Jh. war die Bezeichnung „auf dem Wasen“
üblich. Als 1348 das Stadtspital errichtet
wurde (heute Tertiarschwestern), hieß der
Bereich der Lendgasse unmittelbar vor
dem Stadtspital „Spitalsplatz“. Durch das
„Spitalstor“ führte der Weg zur „Spitals-
oder Fleisch- oder Sprachbrücke“, die den
Gießen überspannte. Das Spitalstor wurde
1830 abgebrochen.
Langer Graben
Diese Bezeichnung bestand
schon im Mittelalter. Die
einstige Hauptstraße, die beim
Egelhauser Tor südlich des
Ansitzes Rainegg in die Stadt
mündete, führte durch die
Salvatorgasse zum Langen
Graben, von dort zum Oberen
Stadtplatz und weiter über die
Schlossergasse zum Milsertor im
Osten. Der Lange Graben war
über die ganze Breite mit
Holzprügeln ausgelegt, wie
auch der Kurze Graben und der
Pfaffenbichl (Waldaufstraße).
Jahrhundertelang führte hier
auch die Soleleitung in hölzernen Rohren vom Halltal bis zur Saline
im Bereich der Burg Hasegg durch.
Der Lange Graben überwindet den steilen Geländeabbruch vom
Oberen Stadtplatz zur Talsohle. Im unteren Teil mündet er in einen
kleinen Platz mit dem Sigmundsbrunnen. Das Eckkhaus zum Kurzen
Graben war einst der Getreidekasten.
Als um 1770 die neue Durchzugsstraße über den Unteren Stadtplatz
geführt wurde, folgte eine Verkehrsberuhigung.
Kurzer Graben
Diese
Verbindung von
der Eugenstraße
zum Langen
Graben wird
schon seit dem
15. als Kurzer
Graben
bezeichnet.
Krippgasse
Der frühere Name lautete
„Gritschengasse“ oder
„Gritschenwinkelgasse“.
„Grisch“ bedeutet Kleie, aber
auch Morast. Seit dem 18.
taucht manchmal die
Bezeichnung „Schulgasse“ auf,
weil hier damals die „Deutsche
Schule“ (Krippgasse 2/4)
untergebracht war.
Die Krippgasse war bis zu
Beginn des 18. Jh. eine
Sackgasse. Der heutige Name „Krippgasse“ erinnert an die
reiche Bürgerfamilie der Kripp, die im 16. Jh. geadelt
wurde.
Fürstengasse
Der Name leitet sich vom ehemaligen
Fürstenhaus (Oberer Stadtplatz 6) ab.
Früher hieß diese Gasse auch
Schmalzwägergasse, weil seit der 1.
Hälfte des 18. Jh. die Schmalzwaage
im Fürstenhaus untergebracht war.
Dort wurde den Salinen- und
Salzbergarbeitern ihre Schmalzration
zugeteilt.
Eugenstraße
Der ursprüngliche Name war
„Bachgasse“, der auch für die
heutige Guarinoni- und Schulgasse
Verwendung fand. Hier floss der
Bach durch, der zwischen den
Häusern Eugengasse 2 und 4 nach
Süden abbog und über die steile
Geländekante zur Eselsmühle
(Unterer Stadtplatz 10) abfiel und
dort das Mühlrad antrieb.
Fallweise wurde die Straße vom
15. bis zum 18. Jh. nach einer
hier wohnenden Bürgerfamilie auch „Pfeifergasse“ genannt. Weitere Bezeichnungen
waren Stiftsgasse, Stiftsbachgasse, Stiftsbaugasse, Baubachgasse.
Die Bezeichnung „Eugenstraße“ wurde im Jahre 1900 zu Ehren von Erzherzog Eugen
eingeführt. Der Erzherzog wohnte nach dem Ersten Weltkrieg öfters in Hall bei seiner
Schwester, die den Besitzer der Schneeburg in Mils geheiratet hatte.
Arbesgasse
Die
Bezeichnung
„arbes“ wurde
früher für
Erbsen
verwendet.
Vermutlich
wurden hier
früher Früchte
zum Verkauf
angeboten.
Agramsgasse
„Akram“ war im Mittelalter die
Bezeichnung für Früchte der Eiche und
Buche. Im 17. Jh. hieß die Gasse wegen der
Fleischereibetriebe auch „Metzgergasse“.
Das Ostende der Gasse bildet eine
plartzartige Erweiterung, einst als
„Frauenfleck“ bezeichnet. In der Nähe
stand der sogenannte „Frauenturm“, der
das Nordosteck der Stadtbefestigung
bildete und nach dem großen Erdbeben von
1670 auf die halbe Höhe abgetragen wurde.
Die Bezeichnung ist aber auch ein Hinweis
darauf, dass sich hier um die Mitte des 15.
Jh. ein Frauenhaus, also ein Bordell,
befand 1659 eröffnete Dietrich Aniser seine
Brauerei, weshalb für diesen Platz auch die
Bezeichnung „Aniserplatzl“ bestand.
Auch im Westen gab es einst einen kleinen Platz. Hier war die
„Sulzstube“, eine Art Ausgleichsbecken der Soleleitung, die damals in
hölzernen Rohren durch die Wallpachgasse und den Langen Graben zum
Sudhaus geleitet wurde.