Die Haller
Altstadt -
Beispiel einer
mittelalterlich
en Inn-Stadt
Nach dem großen Stadtbrand
von 1447 wurde Hall in der
Zeit der Spätgotik großteils
neu gestaltet. Die Blütezeit
der Stadt ist zwischen 1447
und 1530 am Übergang von
der Gotik zur Renaissance
anzusetzen.
Als die vier Hauptsäulen des
Wohlstands der Stadt Hall
gelten:
Salz
Innschifffahrt Brücke
(Zoll) Münzprägung
Dazu kommen noch das
Gastgewerbe, Handel und
Transport sowie die
Handwerker und die
Jahrmärkte.
Die mittelalterlichen Städte
Tirols entstanden zwischen
1100 und 1400 als Zentren
der Politik, Verwaltung,
Finanzen, Rechtssprechung
und Wirtschaft. Nur Trient
geht auf eine Römerstadt
zurück, sonst keine Tiroler
Stadt. Das Römerlager
Veldidena hat nichts mit
Innsbruck zu tun, die
Römerstadt Aguntum nichts
mit Lienz.
Die Verleihung des
Stadtrechts konnte durch
einen weltlichen oder
geistlichen Landesfürsten
erfolgen. Für diese Verleihung
waren zwei Voraussetzungen
notwendig - erstens der
politische Wille zur
Stadterhebung und zweitens
der Bau einer
Stadtbefestigung
(Stadtmauer, Stadtgraben,
Stadttore).
In einer mittelalterlichen
Stadt lebten vor allem
Kaufleute, Händler und
Handwerker (Schuster,
Schneider, Schmiede,
Schlosser etc.). Meist einmal
pro Woche fand der
Wochenmarkt statt, wobei
die Bauern aus der Umgebung
ihre Produkte (Obst, Gemüse,
Fleisch u. a.) in der Stadt zum
Kauf anboten und sich dabei
mit Handwerksprodukten
eindeckten. Das Marktrecht
wurde vom Landesfürsten
verliehen und war ein
besonderes Privileg.
Klöster, vor allem jene der
Bettelorden der Franziskaner,
Dominikaner, Minoriten und
Kapuziner, übernahmen dier
Versorgung der Armen,
Kranken und Alten sowie die
Schulbildung der männlichen
Jugend. Wichtige Aufgaben
waren die Seelsorge und die
Pflegetätigkeit. Nicht selten
war ein Spital mit Kirche
angeschlossen.
Wichtige Bauwerke in einer
Stadt:
•
Bürgerhäuser (meist
Händler und Kaufleute)
•
Gasthäuser und Herbergen
•
Pfarrkirche mit Friedhof
(meist am Stadtrand, oft
auf einer kleinen Anhöhe)
•
Rathaus
•
Verwaltungsgebäude
(Gericht, Finanzamt etc.)
•
Ballhaus (zum Lagern der
Warenballen)
•
Getreidekasten (zum
Lagern von Getreide)
•
Handwerker: Wohn- und
Arbeitshäuser
•
Burg des Landesherrn
(nicht immer vorhanden)
•
Spital (meist am
Stadtrand oder außerhalb
der Stadt -
Ansteckungsgefahr)
•
Klöster (Bettelorden)
•
Gewerbeviertel mit
Mühlkanal als Antrieb
(meist außerhalb der
Stadtmauern)
•
Badhäuser
•
Bruderhäuser (Versorgung
armer und kranker
Handwerker und Knappen)
•
Brunnen zur
Wasserversorgung
Die Inn-Salzach-Stadt
Inn und Salzach waren bis in
das 19. Jh. wichtige
Verkehrsträger - Flüsse und
Straßen stellten Verbindungen
zwischen dem Norden
(Deutschland, Niederlande,
Skandinavien) und dem Süden
(Italien), aber auch zwischen
dem Westen (Schweiz,
Frankreich) und dem Osten
(Erblande der Habsburger,
Ungarn, Böhmen) her. So
entstand in unserem Gebiet
der Typus der Innstadt oder
Inn-Salzach-Stadt. Diesen
Typus findet man in Nord-,
Ost- und Südtirol, in Bayern,
Salzburg, in Oberösterreich
und teilweise auch in
Niederösterreich. Das Bild
hier zeigt Rattenberg.
Kennzeichen dieser
Innstädte (es treffen nicht
alle Kennzeichen auf jede
Stadt zu):
•
Schmaler und
langgezogener Grundriss
•
Verengung der Straßen bei
den Stadttoren
•
Erweiterung der
Hauptstraße zum
Marktplatz
•
Häuser stehen mit den
Giebeln zur Straße
•
Enge Seitengassen
•
Bürger- und
Handelshäuser an der
Hauptstraße
•
Gewerbe wie etwa
Schlosser, Schmiede,
Gerber, Färber am
Stadtrand (Lärm- und
Geruchsbelästigung)
•
Pfarrkirche mit Friedhof
sowie Kloster am
Stadtrand
•
Spital und Spitalskirche
am Stadtrand oder
außerhalb der Stadt
•
Vorherrschen des
gotischen Baustils mit
Spitzbogen und
Treppengiebel
•
Graben- und
Muldendächer,
Treppengiebel, Lauben
und Erker bei den
Wohnhäusern
Mittelalterliche Inn-Salzach-
Städte in Tirol
•
Nord- und Osttirol:
Kitzbühel, Kufstein,
Rattenberg, Hall,
Innsbruck, (Vils), Lienz
•
Südtirol: Sterzing,
Bruneck, Brixen, Klausen,
Bozen, Meran, Glurns
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